Haltung

Die Bio-Bewegung hat erreicht, dass in vielen Teilen der Welt darauf Wert gelegt wird, dass Hühner artgerecht gehalten werden. Man hat Maßstäbe entwickelt, wie viel Platz ein Huhn im Auslauf und im Stall bekommt, dass ihr Futter umweltschonend produziert wird und dass die Herdengrößen begrenzt sind.

In einer Welt, in der die Massentierhaltung normal geworden ist und fast nicht hinterfragt wurde, ist es ein gewaltiger Schritt, den die Bio-Bewegung und das Nachhaltigkeitsdenken gemacht haben. Es wurden von ihnen Kreisläufe in der Erzeugung und Vermarktung von Lebensmitteln eingeführt, welche wiederum den Verbrauch zu regeln anfingen. Die Meinung der Bevölkerung nach weniger Fleischkonsum in der Woche oder der Frage nach der Herkunft  unseres Essens wird immer mehr diskutiert.

Nebenbei werden jedoch ca. 60 Millionen männliche Küken in Deutschland jährlich an ihrem ersten Lebenstag getötet, um eine anonyme Fleisch- und Eierversorung sicher zustellen. Der Hähnchenmäster will sie nicht, weil sie ein paar Tage länger wachsen und ein paar Duzend Gramm mehr fressen. Der Vermarkter will sie nicht, weil sie den Kunden fürchten, der für ein paar Cent mehr Aufschlag weniger abnimmt. Die Erzeugung und Vermarktung der Masse ist keine Größe mehr. Die Tötung der Küken ist nicht die Ursache für die Produktion des wertlosen Geflügels, es ist ein Symptom einer uferlosen Produktionsgröße. Die Fleischindustrie zählt auf den Verkauf von Massen durch billige Preise statt den Wert der Produkte zu erhalten, weil der Wert über Masse nicht definiert werden kann.

Der Wert einer Sache wird mitunter dadurch definiert, was es uns kostet und was es verdient, es zu bekommen.

Natürliche, geschlossene Kreisläufe werden dadurch unmöglich. Wert- und Wohlbefinden der Tiere haben keine Bedeutung. Das verbilligte Fleisch wird der Verantwortung gegenüber der Natur und dem menschlichen Anstand zum Verhängnis.

Die Bio-Bewegung ist weit gekommen, aber man ist noch weit davon entfernt, dass man das Verbot der Küken-Tötung den Brütereien zur Auflage macht. Über 95 Prozent der gehaltenen Hühner stammen von 4 großen Konzernen, genauso wie im konventionellen Bereich.

Schliesslich kann der Bedarf an Eiern und Fleisch derzeit und vielleicht zu keiner Zeit von einer hybridfreien Haltung gedeckt werden. Hybrid-Bio hat auch seinen angestammten Platz. Aber um alles zu tun, um die Massentierhaltung runter zu fahren, gehört das Les Bleues Huhn in die Hühnerhaltung. Zweinutzungshuhnhaltung ist keine neue Haltung, sie modernisiert eine alte Form der Hühnerhaltung und möchte sie in der Gesellschaft etablieren bis sie ihre Grenzen erreicht hat.

Zweinutzungshuhnhaltung ist eine Ergänzung der ökologischen Hühnerhaltung. 

Der entscheidende Punkt der Hühnerzucht und somit auch der Haltung ist die Tatsache, dass bei jedem Kükenschlupf die Hälfte männlich ist.  Daraus resultieren 4 Möglichkeiten:

  • Tötung der männlichen Küken, wie in 95 Prozent der Faelle gemacht wird
  • Selektion durch ein technisches Verfahren zum Bestimmen des Geschlechts am Brutei, was noch nicht ausgereift und nicht beliebt ist, weil es teuer wäre
  • Zweinutzungshuhn in der Hybridhuhn-Haltung, man duldet die schwächeren Geschwister (Brüder der Legehenne), die Produktionskosten sind hoch und die Schlachtkörper fallen trotz langer Mastdauer gering aus, wegen der geschlechtsspezialisierten Zucht
  • Rassehuhn (z.B. Les Bleues) in der Zweinutzungshuhnhaltung, Huhn und Hahn werden beide aufgezogen und können ihre geschlechtsspezifischen Vorteile ausleben, weil sie nicht auf Fleisch- und Eiermenge gezüchtet wurden

Der eigentlich Kern der Zweinutzungshuhnhaltung ist die Erhaltung bäuerlicher und regionaler Strukturen.

Eine Produktion mit Maß und Ziel wird natürlicherweise erreicht, wenn man beide Geschlechter großzieht. Was in der Massentierhaltung ein Problem ist, ist für uns eine Lösung: die Tierbestände fallen kleiner aus. Dafür eignet sich ein Rassehuhn am Besten.

Vorteile von der Haltung kleiner Hühnerbestände (bis 1000 Hühner in einem Stall):

Wirtschaftlichkeit:

  • verschlingen weniger Kosten bei Stallbau und Fütterungstechnik
  • Altgebäude als Stallung bietet sich an

Kontrolle:

  • Handhabbarkeit und Überschaubarkeit der Hühnerherde

Gesundheit:

  • Tiere fühlen sich wohler, wenn sie mehr Platz unter weniger Hühnern haben, das stärkt ihre Vitalität

Unabhängigkeit:

  • Gelegte Eier der Legehennen können wieder zum Ausbrüten verwendet werden

Selbstständigkeit:

  • weniger Eier begünstigen Direktvermarktung

Kritische Verbraucher, entschlossene Bauern und Vermarkter realisieren die Zweinutzungshuhnhaltung bereits in regionalen Ansätzen verteilt in ganz Deutschland.